Sebastian Weik Blog | e-Mobility | Sion - Sono Motors

Sebastian Weik

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Sion von Sono Motors

Sion mit Solarzellenverkleidung
Sion mit Solarzellenverkleidung

Nächstes Jahr will Sono Motors den Sion zu einem echten "Kampfpreis" von 16.000 Euro auf den Markt bringen. Das Müncher Start-Up will damit ein Segment besetzen, das im Moment sehr vernachlässigt ist: alltagstaugliche Elektroautos zu erschwinglichen Preisen. Das Besondere an dem Fahrzeug ist neben dem niedrigen Preis seine "aktive" Hülle aus Solarzellen, über die bei günstigen Verhältnissen täglich bis zu 30km nachgeladen werden können sollen. Im Rahmen einer mehrwöchigen Roadshow konnte man den Prototypen begutachten.

Roadshow

Hohes Heck schafft viel Raum
Hohes Heck schafft viel Raum

Die Roadshow bestand aus zwei Fahrzeugen, von denen eines auf einem Rundkurs auch probegefahren werden konnte. Der erste Blick vermittelte den Eindruck eines Fahrzeugs das sich doch noch sehr im Entwicklungsstadium befindet. Die Gespräche mit den Mitarbeitern waren nicht immer "sattelfest" (z.B. ob die geplante 35-45kWh-Batterie bei DC 50kW in 30 Minuten auf 80% geladen werden kann ...), unter die Motorhaube schauen durfte man nicht, der jetzt noch vorhandene Heckantrieb wird noch zum Frontantrieb umgestellt werden und die Außenhülle bestand aus Thermoplast- Materialien, die später zwar Kunststoff bleiben, aber so gefertigt werden sollen, dass keine Lackierung mehr nötig ist.

Armaturenbrett mit i3 Elementen
Armaturenbrett mit i3 Elementen
MacPherson Radaufhängung<br> BMW i3 (links) - Sion (rechts)
MacPherson Radaufhängung
BMW i3 (links) - Sion (rechts)

Die gesamte Lenksäule mit den Bedienelementen, der Lüftungsschalter und Teile der MacPherson Radaufhängung sind offensichtlich baugleich mit den Teilen im BMW i3 und sowohl Fahrgefühl und Geräusch erinnerten ebenfalls stark an diesen. Die Bedienelemente sollen aber z.B. noch getauscht werden. Ein wenig kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein paar i3s in ihre Einzelteile zerlegt und mit einem neuen "Live-Modul" (der Kabinenaufbau des i3) versehen wurden. Dieser Aufbau ist allerdings als echtes Novum mit 7,5m2 Solarzellen bedeckt (diese sahen aber noch sehr "selbstgebaut" aus ...), die bei einer theoretischen Spitzenleistung von 1200W für bis zu 30km Fahrstrecke pro Tag gut sein sollen. Dieser Wert erscheint bei 10 Stunden voller Sonnenbestrahlung im Sommer realistisch; geschätzte 50% Ausbeute ergeben dann ca. 6kWh. Selbst wenn man diesen Wert im Jahresmittel auf 25% reduziert, fängt man auf diese Wiese über das Jahr gesehen immer noch Energie für ca. 3000km ein. Das ist schon ein nennenswerter Beitrag und keine Spielerei. Ich gespannt zu sehen, wie viel man hier im praktischen Einsatz dann tatsächlich gewinnen kann. Zumindest tagsüber sollte das Fahrzeug dann natürlich nicht im Parkhaus (außer auf dem Freideck!) oder unter Bäumen stehen. Um diese Fläche an Photovoltaik unterzubringen, hilft die kastenartige Form des Wagens, die aber natürlich auch im Innenraum entsprechend Platz schafft.

Gesamteindruck

Großer Kofferraum dank Kastenform
Großer Kofferraum dank Kastenform

Zusammengefasst bekam man aber bei der Roadshow wenig mehr heraus, als was schon auf der Internet-Seite verkündet wird: Festpreis 16.000 Euro zzgl. etwa 4000 € für die Batterie. Diese soll mind. 35kWh haben, für 250km "reale" Reichweite taugen, mit 50kW schnelladefähig und flüssigkeits-gekühlt sein (allerdings nicht aktiv gekühlt). Der Motor leistet 80kw und bei 140km/h wird abgeregelt. Bis dahin machen die 250 Nm aber viel Spaß. Als einzige Option soll es eine Anhängerkuppling geben (auch das ein Novum bei E-Cars). Die Ladebuchse ist praktischerweise vorn und enthält neben CCS auch einen Typ-2Ausgang über den man einen anderes E-Auto laden kann. Die Idee dahinter ist wohl, die Ladung im eigenen Fahrzeug ggf. kostenpflichtig anderen E-Auto-Fahrern zur Verfügung zu stellen, sozusagen als mobile Ladestation. Dieser Use-Case erschließt sich mir nicht wirklich, die ebenfalls vorhandene Schuko-Steckdose ist ein Gag, der bei Filmarbeiten in der freien Natur für die Versorgung der Beleuchtung herhalten kann, oder den Schwingschleifer im Schrebergarten versorgt. Ich hätte aber wohl lieber die Kosten und das Gewicht für den DC/AC-Wandler eingespart, bzw. als optionales Zubehör angeboten, das man bei Bedarf mal mitnimmt und sonst zu Hause läßt.

Ladeklappe vorn mit Typ-2 Ausgang
Ladeklappe vorn mit Typ-2 Ausgang

Welcher Auftragsfertiger das Fahrzeug produzieren soll, wurde noch nicht verraten, wenn das Auto aber tatsächlich zu dem Preis auf den Markt kommt, dann wäre das eine tolle Sache - selbst wenn dann keine BMW-Teile mehr enthalten wären ...

2018-09-13