Sebastian Weik

Verbrennerfreie Zone - Der VW ID.3 ist da!

Ein halbes Jahr war es hier still, dabei ist im Hintergrund viel passiert: Neben dem i3 existierte ja auch auch noch ein zunehmend weniger genutzter alter Audi A4 aus dem Jahre 2007, den es ebenfalls noch galt in ein Elektrofahrzeug zu überführen. Da jener Audi aber als Langstreckenfahrzeug im Einsatz war, konnte der i3 mit seinen 19 kWh noch kein echter Ersatz sein. Mit REX und ein wenig Leidensfähigkeit konnte man schon mal 500km am Stück machen, aber "Spass" machte das - vor allem im Winter - nicht wirklich. Es sollte daher ein Fahrzeug mit mindestens 60kWh Batterie sein und die Ladegeschwindigkleit bei 100kW oder größer liegen. Und natürlich noch zu einem vernünftigen Preis. Vielleicht auch noch aus Deutschland? Ein Model 3 wäre in Betracht gekommen aber preislich auch immer noch sportlich und von Tesla muss man überzeugt sein wie von Apple Produkten ("Sie wollen Details? Sie müssen ja nicht kaufen ..."); irgendwie nicht so mein Fall.

BMW hat ja leider nach dem i3 aufgehört, Elektroautos zu bauen; die angekündigten Modelle sind keine "Elektroentwürfe" sondern Standard-Fahrzeuge, die es auch als Elektroversion gibt. Dieser Ansatz ist aus meiner Sicht nicht zielführend - zu verschieden sind die Anforderungen an ein Elektro- bzw. konventionelles Fahrzeug. VW - evtl. ein wenig geläutert nach der Diesel-Krise - geht da mutiger voran und verspricht mit der ID-Linie einen zukunftsfesteren Ansatz: Speziell auf Elektro-Bedürfnisse zugeschnittenes Baukastensystem, Hinterradantrieb(!), Trommelbremsen hinten, die erwähnten 40-77kWh sowie Ladeleistungen bis zu 125kW, für große Volumina entworfen. Das erschien letztes Jahr sehr interessant und daher wurde ein Fahrzeug reserviert. Im Winter verabschiedete sich dann auch noch der A4 mit Ölpumpenausfall und Turboverlust in den Totalschaden (Ein Trauerspiel: deutscher Premium-Diesel nach nur 13 Jahren und 210Tkm!) und Corona-bedingte Fördermaßnahmen taten ihr übrigens, die Umwandlung der Reservierung in eine Bestellung zu versüßen

Abzgl. aller Vergünstigungen und momentan reduzierter MwSt. schlagen knapp weniger als 30000 Euro für die "gewöhnliche" 1st Variante zu Buche. Das sind knapp 2/3 der für den i3 vor drei Jahren aufgewendeten Summe. Man bekommt dafür Netto 58kWh Batterie (ca. Faktor drei gegenüber dem i3 von damals), 204PS (der Zuwachs von 34PS wiegt nicht ganz die 450kg zusätzliches Gewicht auf), einen doch deutlich größeren Kofferraum, fünf Sitze und die besprochenen 100kW Ladeleistung am Schnellader. Aus der einfachen Variante gestrichen hat VW sozusagen als "Strafe" den automatisch abblendenden Innenspiegel, den sich automatisch beim Rückwärtsfahren auf die Bordsteinkante absenkenden Beifahrer-Außenspiegel und wie zu guten alten Golf-3 Zeiten die Lautsprecher in den hinteren Türen. Wahrscheinlich liegen wie früher auch die Kabel nicht ... Etwas überraschend zeigte sich bei Übergabe des Fahrzeugs dann noch, dass auch der die Höhenverstellung des Beifahrersitzes dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Nun gut ...

Dafür gibt es aber "ACC", also die radargestsützte Abstandsregelung zum Vordermann und allerlei Sicherheits- und Abbremsfunktionen sowie ein beheizbares Lederlenkrad und Vordersitze. Metallic-Lackierung, 18-Zoll Alufelgen und ein Ladekabel für ACC-laden und die Steckdose sind auch mit dabei. Da die Software erklärtermaßen noch nicht "ganz fertig" ist, erhält man als "First Mover" außerdem einen Satz Winterreifen auf Alufelgen sowie ein Ladeguthaben in Höhe von 2000kWh oder 600 Euro innerhalb eines Jahres (whichever comes first).

Eine sehr gute Gegenüberstellung der Zusatzausstattung für die verschiedenen Modelle gibt es hier.

Tatsächlich klappte mit ein wenig Mühe und auf Verdacht reservierten Zulassungsterminen(!) auch noch die Aulieferung diese Woche, so dass direkt anstehenden Urlaubsfahrt gen Süden nichts mehr im Wege stand.

2020-09-26