Sebastian Weik Blog | e-Mobility | Laden am Frankfurter Flughafen

Sebastian Weik

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Bilanz nach drei Jahren Elektrofahren

Im Oktober 2015 wurden 1686 reine Elektrofahrzeuge in Deutschland zugelassen, das waren 0,6% aller Neuzulassungen. Drei Jahre später sind es 3390 und 1,3% aller neu zugelassenen Fahrzeuge. Das sieht zwar immer noch nach wenig aus, aber die jährlichen Zuwachsraten von ca. 50% der letzten Jahre werden dann doch in etwa Zehn Jahren bereits zu 1,5 Millionen jährlich neu zugelassenen Elektro-Fahrzeugen führen, etwa jedes zweite Fahrzeug. Auch sonst hat sich einiges geändert in den letzten drei Jahren.

Ladestationen in der Stadt

Bei den Ladestationen hat es in den letzten drei Jahren schon einen ordentlichen Schub gegeben. Die Bilder zeigen die Situation in Darmstadt Anfang 2016 und heute.

Ladestationen in Darmstadt 2018
Ladestationen in Darmstadt 2018
Ladestationen in Darmstadt 2016
Ladestationen in Darmstadt 2016

2016 war eine Ladeinfrastruktur in Darmstadt quasi nicht erkennbar. Heute gibt es ein recht gut abdeckendes Netz an doppelten 22kW Ladesäulen. Nach anfänglichen Irritationen bei Verbrenner-Fahrern über die Möglichkeit, diese Ladestellen als Parkraum zu nutzen, gibt es jetzt auch bei diesem typischen Problem - von einigen sehr begehrten Innenstadtlagen abgesehen - einen zufrieden stellenden Zustand. An diesen Säulen kostet das Laden z.B. 0,35€/kWh über TheNewMotion oder 0,05€/Min. über Maingau (bzw. 0,02€ wenn man generell Maingau-Kunde ist), um nur zwei Beispiele von vielen zu nennen. Was es über den Betreiber Entega kostet, lässt sich über dessen Web-Seite allerdings nicht auf Anhieb herausfinden :-(

Ladestationen unterwegs

Auch unterwegs, vor allem an den Autobahnen, hat sich viel getan: Allego hat sich die Autohöfe "geschnappt", die T&R Rasthöfe wurden in guter Manier wie früher zu besten Staats-Monopol-Zeiten unter EnBW, Eon, RWE und Vattenfall aufgeteilt. Diese Säulen haben meist 50kW und man findet sie mittlerweile an fast jeder Autobahn-Raststätte. Die Holländer (Fastnet, NewMotion) drängen jetzt auch auf den deutschen Markt, dann meist mit 175 oder 350kW. Für diese Ladeleistungen existieren derzeit aber quasi keine Autos (außer Tesla, der sein eigenes Ladenetz hat). Das bezahlen an den Schnellladern ist derzeit katastrophal: meist flat (Mist!) oder nach Zeit(auch Mist), man benötigt viele Ladekarten und die Zuverlässigkeit der Geräte lässt leider oft zu wünschen übrig. Was definitiv noch fehlt, sind Schnelllader in der "Pampa", also an Orten, die zu jeder Autobahn mehr als 50km entfernt liegen (z.B. Odenwald oder Mittelhessen).

Verfügbare Mittelklasse Fahrzeuge und Reichweite

Neben die altbekannten "Klassiker" BMW i3, Nissan Leaf, VW E-Golf, Renault Zoe gesellten sich in den letzten drei Jahren in dieser Klasse der Kia Soul EV, der Opel Ampera-E sowie der Hyundai IONIC Elektro und nun noch der Kona Elektro hinzu. Außerdem warten natürlich alle auf die Verfügbarkeit des Tesla Model 3 in Deutschland. Auffällig ist, dass kein deutscher Hersteller es geschafft hat, ein ernst zu nehmendes neues Elektrofahrzeug auf den Markt zu bringen. Was es aber allenthalben gab sind Batterie-Upgrades; waren vor drei Jahren noch 20kWh ein guter Wert sind jetzt 40kWh eigentlich Standard (BMW seit Neuestem ...), die meisten (ausländischen!) Modelle lassen sich auch schon mit 60kWh kaufen, was dann sehr gute Alltagsreichweiten zwischen 300 und 450km ermöglicht.

Politische Randbedingungen

An politischen Randbedingungen ist die nicht besonders erfolgreiche Kaufprämie hinzugekommen, Programme zum Aufbau der Ladeinfrastruktur, die Möglichkeit für Arbeitgeber, den Strom an Mitarbeiter abgeben zu können, ohne diesen als geldwerten Vorteil versteuern zu müssen (viel zu selten genutzt!) sowie ab Anfang nächsten Jahres die Möglichkeit, Elektro-Dienstwagen nur noch mit der halben km-Pauschale versteuern zu müssen. Klingt schon nicht schlecht, aber wesentliche Probleme (z.B. die notwendige Einstimmigkeit bei Eigentümerversammlungen, um in der gemeinsamen Tiefgarage eine Steckdose installieren zu dürfen oder gar die Verpflichtung bei Neubauten Steckdosen vorzusehen) sind nicht gelöst und werden es wohl auch in näherer Zukunft nicht. Alles was vorangetrieben wird folgt scheinbar einer um ihre Pfründe bangenden Autolobby und nicht dem, was sinnhaft eigentlich geboten wäre.

Es stellt sich z.B. die Frage, wie die Ladeinfrastruktur skalieren kann: Vieles (vor allem Schnelllader) rechnen sich wahrscheinlich nur durch die jetzt verfügbare Anschubfinanzierung. Für einen Vollausbau werden aber viel mehr Ladestationen benötigt. Wenn dann nicht kWh-Preise entstehen sollen (die Betreiber müssen ja auch ein funktionierendes Geschäftsmodell haben!), die zu Betriebskosten deutlich oberhalb heutiger Dieselfahrzeuge führen, müsste z.B. darüber nachgedacht werden, diesen Strom - sofern regenerativ erzeugt - von der Ökostrom-Umlage aus zunehmen. Sonst hat Deutschland hier mit seinen Spitzen-Strompreisen keine Chance. Sinnvoll wäre die Umstellung des ganzen Subventions-Systems auf eine Verursacher bezogene, umfassende CO2-Abgabe. Aber hier gibt es wenig Hoffnung.

Unter dem Strich ist aber schon eine Menge geschehen und das Thema scheint - auch vor dem Hintergrund "Dieselgate" und "Fahrverbote" nicht mehr aufzuhalten zu sein.

2018-12-02